Viele Menschen ärgern sich über die Superreichen.
Wir müssen uns natürlich fragen, wer die Superreichen reich gemacht hat. Eigentlich müssten das viele Menschen gewesen sein. Hast du schon einmal etwas bei Amazon bestellt? Dann hast du wenigstens ein paar Cent Jeff Bezos gegeben, damit er um ein paar Cents reicher geworden ist. Also, wir alle haben Jeff Bezos reich gemacht und das gilt auch für alle anderen Superreichen.
Das Grundprinzip des Kapitalismus ist es, dort einzukaufen, wo es am billigsten ist, damit du für dein Geld das meiste bekommst. Das ist ein natürlicher Instinkt und deshalb können wir die Masse der Wähler nicht davon überzeugen, zum regionalen Händler zu gehen. Es ist wie beim Wasser, das sich immer den Weg nach unten sucht und niemals von alleine nach oben fließt.
So wie wir bei Amazon einkaufen, weil es dort am billigsten ist, so lassen viele Unternehmer in Billigländern produzieren. Genau aus diesem Grund benutzen die Unternehmer die billigste Möglichkeit der (fossilen) Energieerzeugung und werden die letzten natürlichen Ressourcen ausgebeutet, anstatt teuer zu recyceln.
Auf Grund dieses natürlichen menschlichen Instinktes entsteht der Superreichtum. Und wer einmal superreich geworden ist, der klammert sich fest an sein Geld. Die Globalisierung sorgt schon für genug Steueroasen.
Das einzige, das diesen Teufelskreis durchbrechen könnte wäre, wenn die Menschen alle Waren geschenkt bekämen. Dann gibt es diesen Instinkt nicht mehr, das billigste zu kaufen.
Das klingt natürlich nach Utopie aber es wäre jederzeit realisierbar. Wir müssten nur alle Menschen weltweit dazu überreden, freiwillig zu arbeiten. Dann entstehen in der Wirtschaft keine Kosten und alle Waren könnten verschenkt werden. Logisch, nicht?
Licht am Horizont
Es gibt Licht am Horizont. Wir testen gerade erfolgreich eine Wirtschaftsform, die auf natürliche Weise nachhaltig ist. Es ist das Prinzip, mit dem die Küfa, die Küche für alle oder Volksküche genannt, funktioniert. Dort bekommen alle etwas, kein Mensch ist ausgeschlossen. Du wirst nicht dazu aufgefordert, dir so viel wie möglich zu nehmen, wie am Black Friday.
Aber das Wichtigste ist: Wenn du dir nur ein kleines bisschen nimmst, empfindest du es nicht als Verzicht oder Ungerechtigkeit, du hast einfach nur nicht so viel Appetit. Und wenn alle nur wenig Appetit haben, dann wird einfach weniger gekocht, das wars.
Arbeitslosigkeit ist dort kein Thema, alle können mitmachen. Das Prinzip funktioniert, weil die Rohstoffe kostenlos* aus den Containern kommen und durch Freiwillige verarbeitet werden.
Diese Wirtschaftsform nach dem Küfa-Prinzip hat ihren Test erfolgreich bestanden und wir könnten bis 2025 die globale Wirtschaft auf dieses Prinzip umstellen. Alle Voraussetzungen sind vorhanden, denn alles, was in der Wirtschaft benötigt wird, schenken uns Erde und Sonne. Weder der Erde noch der Sonne müssen wir etwas für die Bodenschätze und die Energie bezahlen.
Das Einzige, was wir dafür tun müssen ist, alle Menschen zu fragen, ob sie bereit sind, freiwillig zu arbeiten, wenn sie alles, was sie für ein glückliches und zufriedenes Leben brauchen, geschenkt bekommen.
Säulen der nachhaltigen Wirtschaft
Die drei stabilen Säulen dieses nachhaltigen Wirtschaftssystems sind:
- Kostenlose Verfügbarkeit aller Rohstoffe, die in der Wirtschaft gebraucht werden,
- freiwillige Arbeit aller Beschäftigten in der Wirtschaft und dadurch die
- kostenlose Abgabe aller produzierten Güter.
Auf Grund der vollständigen Abwesenheit von Profit können dann alle Waren gemäß des natürlichen und unbeeinflussten Bedarfes der Menschen abgegeben werden. Werbung, Rabattaktionen, geplante Obsoleszenz und Erfindung neuer Bedürfnisse gibt es dann nicht mehr.
Dies führt zu einer starken Reduzierung der Produktion und dadurch zur drastischen Reduzierung des Ressourcenverbrauches, des Biodiversitätsverlustes und des Entstehens von Abfall, Abgasen und Abwasser sowie der Unterdrückung benachteiligter Menschen.
Die Reduzierung der Produktion verursacht keine Probleme weil es kein Parallelsystem gibt wie das heutige Finanzsystem, von dem man abhängig ist.
Durch die kostenlose Abgabe aller Waren ist automatisch jeder Mensch mit allem Lebensnotwendigen versorgt und die Frage der Arbeitslosigkeit ist damit auf Dauer gelöst. Auch Steuern werden dadurch überflüssig, denn Lehrerinnen und kulturell Tätige sind ja automatisch versorgt.
Sind alle benötigten Rohstoffe für die Wirtschaft kostenlos?
Natürlich sind alle benötigten Rohstoffe kostenlos. Leider werden diese Geschenke sofort nach ihrer Entnahme privatisiert. Die Kosten beginnen auf Grund der Eigentumsverhältnisse der Grundstücke auf denen die Rohstoffe gewonnen werden aber das hat nichts mit der eigentlichen kostenlosen Bereitstellung der Rohstoffe durch die Erde und die Sonne zu tun.
Ursprünglich sind alle Rohstoffe kostenlos, denn wir müssen der Erde nichts dafür bezahlen. Nach der Umstellung auf die freiwillige Wirtschaft bekommen die Eigentümer dieser Grundstücke wie auch die Eigentümer aller Einrichtungen der Wirtschaft alle Bedarfsgüter kostenlos. Deshalb sind diese Eigentümer nicht mehr gezwungen, Geld einzunehmen weil sie automatisch mit allem versorgt sind, was für ein zufriedenes und glückliches Leben nötig ist.
Wird die Bereitschaft zur freiwilligen Arbeit ausreichend groß sein?
Der letzte Freiwilligensurvey des Bundesfamilienministeriums 2019 ergab, dass etwa 40 Prozent der Menschen bereit sind, freiwillig zu arbeiten, mit steigender Tendenz. Der World Giving Index der Charities Aid Foundation kommt zu dem gleichen Ergebnis. Wenn wir davon ausgehen, dass nach der Umstellung viel weniger Arbeit erforderlich ist, weil die Produktion stark zurückgeht, wäre diese Voraussetzung erfüllt.
Wie funktioniert das eigentlich?
Zunächst gibt es überhaupt keinen Unterschied zu unserem jetzigen Leben. Es wird ein Stichtag festgelegt, z.B. von der UN, und ab diesem Stichtag gehen alle Menschen weiterhin auf Arbeit, jedoch ohne Geld dafür zu bekommen. Im Gegenzug muss man natürlich auch kein Geld für die Waren bezahlen, die man aus dem Supermarkt oder dem Shopping-Center mitnimmt.
Die einzige Vorbereitung ist die, dass alle Menschen dazu motiviert werden, alles genauso zu machen, wie zuvor. Wenn ich an meine Freunde und Bekannten denke, so ist eigentlich niemand dabei, der ausrasten und so viel er tragen kann, aus den Geschäften schleppen würde. Sicher, ein bisschen Disziplin ist erforderlich aber ist das zu viel verlangt, angesichts dessen, was mit unserer Erde passieren wird, wenn wir nichts ändern?
An diesem Stichtag wird das Finanzsystem von der Wirtschaft abgekoppelt. Da es dann nicht mehr möglich ist, Profit zu machen, je mehr verkauft wird, wird niemand mehr dazu verleitet, sich mehr zu nehmen, als nötig. Innerhalb kurzer Zeit werden wir unser Leben umstellen, weil jeder weiß, dass wir nicht glücklicher sind, wenn wir immer mehr Sachen kaufen. Wir können dann einfach aus dem Hamsterrad aussteigen.
Weil wir nicht mehr von Werbung dazu beeinflusst werden, unser Geld auszugeben, wird natürlich auch viel weniger produziert und transportiert. Wahrscheinlich werden dann regenerative Energiequellen vollkommen ausreichen. Heute wird viel zu wenig recycelt aber dann spielt es keine Rolle mehr, wie lange es dauert, ein Gerät, das nicht mehr funktioniert, auseinanderzunehmen.
Deshalb werden viel weniger Rohstoffe benötigt und der Neokolonialismus hat ein Ende. Es spielt auch keine Rolle mehr, wie viel Aufwand für die Entwicklung neuer Hilfsmittel nötig ist. Wir können deshalb alle zur Verfügung stehenden Mittel aufwenden, um unangenehme Arbeiten, die heute von Billiglöhnerinnen verrichtet werden, von Automaten oder Robotern ausführen zu lassen.
Es gibt keine Steuern mehr, denn die Lehrer sind dann automatisch mit allem versorgt, was für ein zufriedenes Leben nötig ist. Auch das Krankenhauspersonal ist versorgt, ebenfalls die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr und überhaupt alle Menschen auf der Welt. Niemand muss Angst vor Arbeitslosigkeit haben, weil alle Menschen Zugang zu den Waren des täglichen Bedarfs haben.
Erfindungen oder neue Software werden von allen einfach so benutzt, eben, weil kein Mensch mehr seine Schutzrechte vermarkten muss, es ist ja jeder mit allem versorgt.
Das wichtigste ist auch, dass wir eine Ware nicht mit Geld bezahlen, sondern geschenkt bekommen. Wir bedanken uns dafür und unbewusst bedanken wir uns damit für die Schätze der Erde. So lange wir jede Ware für Geld bekommen, haben wir keinen Grund, uns über die Herkunft dieser Ware Gedanken zu machen. Anders ist es bei einem Geschenk.
Sehr wichtig ist auch, dass es möglicherweise keine Kriege mehr geben wird. Einerseits liegt es daran, dass die Rohstoffe nicht mehr knapp werden, andererseits, dass niemand mehr mit der Produktion und dem Handel mit Waffen Profit machen kann. Eigentlich wäre es die einzige Möglichkeit, um dauerhaft Kriege zu verhindern.
Warum wird nur diese Wirtschaftsform helfen können, die Wirtschaft auf das nötige Maß zu schrumpfen?
Wir produzieren heute im globalen Norden dreimal so viele Güter als nötig wären. Dies ist am Country overshoot day zu erkennen, denn bereits Anfang Mai hat Deutschland alles verbraucht, was bis zum Jahresende reichen müsste. Wir tun das nur deshalb, damit die Wirtschaft wachsen kann, es gibt keinen anderen Grund für dieses dumme Verhalten.
Wenn wir nur ein Drittel der Güter produzieren würden, hätten wir einerseits viel mehr Zeit. Wir könnten uns selbst um die Erziehung unserer Kinder kümmern und müssten das nicht anderen Menschen überlassen. Oder wir hätten dreimal mehr Zeit dafür, ein Produkt herzustellen.
Wir könnten einen Beruf ausüben, der uns Spaß macht und der unseren Talenten entspricht. Die Felder könnten wieder kleiner werden und der industrielle Landbau könnte wieder auf bäuerliche Landwirtschaft umgestellt werden.
Die heutigen wissenschaftlich-technischen Errungenschaften bleiben natürlich erhalten. Das Internet dient dazu, den aktuellen Bedarf der Menschen in Echtzeit an die Betriebe zu übermitteln, die Robotertechnik dient nicht mehr hauptsächlich dazu, um Autos herzustellen sondern um den Menschen die Arbeiten abzunehmen, die heute Billiglöhnerinnen ausführen müssen. Die Fortschritte in der Medizin dienen dann den Menschen und nicht mehr der finanziellen Effektivität.
Wenn die Wirtschaft schrumpft, würde das Finanzsystem zusammenbrechen. Wir sehen ja, wie empfindlich dieses System bei wirtschaftlichen Schwankungen reagiert und wie es dann die Wirtschaft mit in den Abgrund reißt. Deshalb müssen wir dazu übergehen, freiwillig zu arbeiten, damit wir vom Finanzsystem unabhängig sind.
Das Finanzsystem kann dann einfach abgekoppelt werden und es verschwindet ohne Spuren zu hinterlassen, weil es keine materiellen Werte schafft. Aber die vielen Beschäftigten können dann in der Wirtschaft mithelfen, sodass wir noch mehr Zeit zur Verfügung haben und die frei werdenden Paläste der Banken und der Versicherungen würden die Wohnungsknappheit auf einen Schlag beseitigen.
Wenn jemand daran zweifelt, dass es funktionieren kann, dann muss er sich nur anschauen, wie gut die freiwillige Produktion bei den Tausenden von Küchen für alle, den Küfas oder den Versorgungsstrukturen der vielen Graswurzelinitiativen auf der ganzen Welt klappt. Die freiwillige Wirtschaft sorgt auch dafür, dass es keine Arbeitslosen mehr gibt, weil diese Menschen mit allen Gütern versorgt sind und automatisch in diese stark reduzierte Wirtschaft einbezogen werden.
Wie werden sich die Menschen bei der Umstellung auf die freiwillige Wirtschaft verhalten?
Im heutigen Geschäftsleben gebrauchen die Menschen die Ellenbogen aber im privaten Familienleben verhalten sich die Menschen kooperativ. Es gibt ausreichend soziologische Studien darüber. Die Umstellung der Wirtschaft an einem bestimmten Stichtag können wir uns so vorstellen, als ob wir endlich für immer nach Hause kommen. Wir werden uns nach der Umstellung automatisch nur noch kooperativ verhalten.
Wer macht denn dann die Drecksarbeit, wenn alles freiwillig ist?
Ja, wir sind froh, dass es Menschen gibt, die wir mit ein paar Cent dazu zwingen können, für uns die Drecksarbeit zu machen.
Aber im Ernst, wenn wir weniger arbeiten müssten, dann reichten wahrscheinlich zwei bis drei Tage in der Woche aus. Wir dürfen nicht vergessen, dass dann die ganzen Beschäftigten im Finanzsystem, in den Versicherungen, in den Finanzämtern, im Rechtsbereich freilich dann auch dazukämen, um zu helfen. Wenn sich 20 Menschen die Drecksarbeit einteilen, dann müsste man nur einmal im Monat einen Tag Drecksarbeit machen.
Außerdem würden viele schwere, gefährliche und eintönige Arbeiten, die jetzt von BilliglöhnerInnen ausgeführt werden, von Robotern übernommen werden können, weil es dann keine Kostenkalkulation mehr geben muss.
Was passiert bei der Umstellung auf die freiwillige Wirtschaft mit dem Eigentum?
In der freiwilligen Wirtschaft gibt es kein Geld und somit keinen Profit. Deshalb ist Eigentum nicht schädlich, weil man damit niemanden mehr ausbeuten kann. Insofern ist es bei der Umstellung auf die freiwillige Wirtschaft auch nicht relevant, was mit dem Eigentum passiert, denn die Eigentümer werden mit der Zeit das Interesse daran verlieren, weil sie keinen Vorteil sondern nur noch die Verantwortung dafür haben. Deshalb wird diese Umstellung auch vollkommen gewaltfrei passieren. Das Eigentum wird dann automatisch wieder zu Allmende.
Hat die Küfa-Wirtschaft etwas mit Sozialismus zu tun?
Nein, mit Sozialismus hat das nichts zu tun. Auch im Sozialismus gab es Geld und Handel. Die Staaten, die sich heute kommunistisch nennen, tragen genauso wie die kapitalistischen Staaten zum Klimawandel bei.
Wir müssten nur jeden Menschen auf der Welt fragen:
Bist du bereit, freiwillig zu arbeiten, wenn du alles, was du für ein glückliches und zufriedenes Leben brauchst, geschenkt bekommst?
Weil alle Voraussetzungen vorhanden sind und keine anderen Vorbereitungen nötig wären, könnte es bereits bis 2025 passieren.
Was jetzt dringend nötig wäre, ist die breite Diskussion dieser Idee. Ich bitte alle Leser, dabei mitzuhelfen.
* Es geht hier nur um das abgeschlossene System der Küfa und die kostenlose Verfügbarkeit der Rohstoffe. Natürlich handelt es sich eigentlich um Abfälle eines vorherigen Lebenszyklus.
Das ist meine private Website.
Eberhard Licht info@kuefa.info